"Wenn man genügend spielt, solange man klein ist-dann trägt man Schätze mit sich herum, aus denen man später sein ganzes Leben lang schöpfen kann. Dann weiß man, was es heißt, in sich eine warme, geheime Welt zu haben, die einem Kraft gibt, wenn das Leben schwer wird."
Astrid Lindgren
Ich wurde am 14. Februar 1970 in Bremerhaven geboren. Mit vier Jahren zogen wir um und ich lebte mit meinen Eltern und meiner jüngeren Schwester bis zu meinem 23. Lebensjahr in einem kleinen Dorf in der Nähe von Bremerhaven. An meine Kindheit habe ich sehr positive Erinnerungen. Mein großes Hobby waren damals wie heute Pferde. Ich verbrachte jede freie Minute im Pferdestall, wobei ich oft in Gesellschaft vieler anderer Mädchen war. Wir hatten viel Zeit und konnten diese zum großen Teil so gestalten, wie wir wollten. Ich fuhr jeden Tag und bei jedem Wetter Fahrrad. Das Thema Schule spielte in meiner Familie keine große Rolle. Meine Eltern waren für mich da und schenkten mir in vielen Lebensbereichen Vertrauen. Ich bekam eine Uhrzeit mit, aber sie wussten nicht immer wo ich als Kind überall war. Vieles von dem, was Astrid Lindgren in ihren wunderbaren Kinderbüchern schreibt, haben ich und viele andere Kinder aus meiner Umgebung noch erlebt.
Ich war immer gerne Kind und bin es auch heute noch ein Stück weit. Als ich mich damals für meinen beruflichen Werdegang entschied, fühlte ich mich in der Erzieherausbildung sofort wohl. Viele Themen interessierten mich sehr. Besonders spannend waren für mich die Bereiche Entwicklungspsychologie und Reformpädagogik. Das hat sich bis heute, also gut 30 Jahre später, nicht geändert. Als ich damals Erzieherin wurde, wollte ich Kinder erziehen, die die Welt verändern. Ich habe immer gedacht, wenn Erwachsene sich viele Eigenschaften der Kinder bewahrt hätten, würde die Welt positiver aussehen. Auch heute noch finde ich es immer wieder faszinierend, Kinder beim "Erforschen" der Welt zu beobachten oder einfach in ihrer Nähe zu sein und ein Stück in ihre Welt eintauchen zu dürfen. Mein größter Wunsch war und ist es auch heute noch, Kinder so lange sie es brauchen in ihrer kindlichen Welt zu lassen und sie als innerlich große Persönlichkeiten zu respektieren und zu akzeptieren. Ich finde es wichtig, das man lernt hinzuhören und ein Gefühl dafür bekommt, was in einem Kind vor sich geht. Wir waren alle einmal klein, nur haben wir das leider häufig wieder vergessen. Dabei könnten wir soviel von ihnen lernen.
Nach meiner Ausbildung zur Erzieherin wurde mir direkt die Leitung eines Kindergartens in Bremerhaven anvertraut. Es handelte sich um eine eingruppige Elterninitiative. So sprang ich gleich ins "kalte Wasser". Die Arbeit mit den Kindern begeisterte mich sofort, ich konnte viele kleine Forschungsreisen in der Umgebung unternehmen und habe immer wieder erlebt, wie begeisterungsfähig so ein kleiner Mensch doch ist. Ich verbrachte mit den Kindern viel Zeit in der Natur, um die Welt möglichst mit allen Sinnen aufzunehmen. So kam es auch vor, dass wir ganze Vormittage mit selbstgebastelten Insektenstaubsaugern auf der Wiese lagen oder am Bach Staudämme bauten. Damit Kinder die Welt begreifen können, brauchen sie Zeit. Das war mir damals schon sehr bewusst.
Mit der Gründung einer eigenen Familie im Jahre 1994, verließ ich Bremerhaven. Seit 25 Jahren wohne ich nun mit meinem Mann im wunderschönen Tecklenburger Land. Unsere vier Jungs sind mitlerweile ausgezogen und gehen sehr individuelle Wege. Durch die Geburt der eigenen Kinder entschied ich mich damals bewusst dafür, nicht mehr zu arbeiten, um Zeit für sie zu haben und ihre Entwicklung zu beobachten und zu begleiten. Obwohl alles Jungs, bin ich auch heute noch erstaunt, wie unterschiedlich die Kinder sich entwickelt haben. Mir war schon während meiner Ausbildung sehr klar, dass jedes Kind anders ist und sich auch in der Entwicklung große Unterschiede bemerkbar machen. Das aber auch bei Geschwistern jedes Kind ein eigenes Wesen und Temperament mitbringt, hat mich doch sehr erstaunt. Ich empfand es als interessant, manchmal auch anstrengend, aber nicht als problematisch. Im Laufe der Jahre führte ich viele Gespräche mit Eltern und bemerkte häufig, wie groß die Unsicherheit beim Thema Entwicklung und Erziehung ist. Ebenso wie oft die Kinder miteinander verglichen werden. Der Wunsch, Eltern mehr über die Unterschiede in der Entwicklung und das Gefühl zu vermitteln, das jedes Kind einzigartig und besonders ist, war für mich damals der Auslöser, Vorträge über Kindesentwicklung zu halten. Dieses baue ich nun seit 2006 immer weiter aus, wobei meine große Leidenschaft besonders bei dem Thema "Jungen" und die Beziehung zu ihren Müttern liegt.